Durch die Pappeln
hindurch, 1971 entstanden und veröffentlicht. Aufzeichnung aus dem Jahr 2020.
Die bucklige Seele,1968.
Mein altes Gedicht aus den
70er-Jahren des vorigen Jahrhunderts. Heute kommt einem das seltsam und lächerlich vor, aber
damals warf man mir gerade wegen diesem Gedicht alle Todsünden auf einmal vor, vor allem
Kosmopolitismus. Das schreckliche Wort »Visum« reichte für die Literatur-Beamten von damals,
mich für lange Zeit aus der Zeche für Poesie zu verbannen.
Es wäre falsch zu behaupten, dass
sie mir gegenüber negativ eingestellt gewesen wären im Leningrader Schriftstellerverband
oder mir nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt hätten. Dort arbeiteten sehr anständige
Leute. Partei gab es im ganzen Land nur eine – die kommunistische. In jedem Unternehmen gab
es eine obligatorische Parteiorganisation. Der Parteiorganisator für den
Schriftstellerverband war damals Wolt Nikolajewitsch Suslow. In einem vertraulichen Gespräch
mit der Jugend, im informellen Rahmen des Restaurants im Haus der Schriftsteller, sagte er
einmal: »Es ist zu wenig, gute Gedichte zu schreiben. Damit eure Gedichte abgedruckt werden,
braucht es eine gute Dampflok – ein Gedicht mit genug Durchschlagskraft, um die
anderen Gedichte in dessen Sog auch veröffentlicht zu bekommen.« Als Dampflok
bezeichnete er Gedichte, die die sowjetischen Feiertage und den sowjetischen Alltag
besingen. Wir setzten uns hin und versuchten, solche Dampfloks zu Papier zu
bringen. Als ich mit diesem Gedicht, meiner Dampflok, zu ihm kam, sagte er
seufzend: »Na, du könntest wenigstens das Thema ein bisschen entfalten. Schreib doch was
Schönes über die sowjetische Rus.« Ich probierte lange herum, aber es kam dabei nichts raus.